Wirtschaft. Werte. Wohlstand.
25.11.2015
Erfolgreicher Themenabend der Unternehmensberatung ideas & more GmbH
VDA-Präsident Matthias Wissmann und Bosch-Geschäftsführer Dr. Rolf Bulander zu Gast bei ideas & more-Geschäftsführer Christian Hutter.
Hochkarätige Redner und ein nicht minder hochkarätiges, diskussionsfreudiges Publikum kennzeichneten den zweiten Themenabend der Unternehmensberatung ideas & more mit dem Reihentitel „Wirtschaft. Werte. Wohlstand.“ Passend zum Schwerpunktthema des Abends „Die deutsche Automobilindustrie im internationalen Wettbewerb“ war dann auch das Ambiente im Haus des renommierten Württembergischen Automobilclubs (WAC) in Stuttgart. Als Gastredner konnte Geschäftsführer Christian Hutter Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie e.V. (VDA) sowie Dr. Rolf Bulander, Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH, willkommen heißen. Unter den Gästen waren neben dem Hausherren und Präsidenten des WAC, Volker Stauch, auch der Präsident des Verbandes Region Stuttgart, Thomas Bopp, Peer-Michael Dick, Hauptgeschäftsführer Südwestmetall, Falk Franz, Geschäftsführer Management und Technik der Handwerkskammer Region Stuttgart sowie Messe-Geschäftsführer Roland Bleinroth.
Mit bekannter Eloquenz umriss VDA-Präsident Matthias Wissman – gerade auch als früherer Bundesminister für Forschung und Technologie und ehemaliger Bundesminister für Verkehr gleichermaßen thematisch wie gesellschaftspolitisch prädestiniert – die Chancen und Herausforderungen der deutschen Automobilindustrie im Hinblick auf das gar nicht mehr so ferne Jahr 2020. Wissmann der mit dem VDA nicht nur die großen, bekannten Automobilhersteller, sondern auch eine Vielzahl von Zulieferern und damit auch mittelständische und kleine Unternehmen vertritt, geht davon aus, dass sich der weltweite Automarkt dynamisch weiterentwickeln wird. Auch wenn es in Deutschland und Europa eine gewisse Marktsättigung gebe, würde auf Jahrzehnte hinaus die Zahl der verkauften Autos weltweit zunehmen. Es gelte deshalb die globalen Herausforderungen anzunehmen, weshalb es eine richtige Entscheidung der deutschen Automobilbauer gewesen sei – so der VDA-Präsident – sich auf dem Weltmarkt gerade auch durch eigene Produktionsstätten und Vertriebswege zu positionieren. Wissmann schätzt, dass trotz des Ziels einer verstärkten Einführung von Elektromobilen unterschiedlichster Systeme Verbrennungsmotoren noch auf etliche Jahre hinaus eine Rolle spielen, um den Mobilitätsansprüchen der Gesellschaft gerecht zu werden. Hier gelte es weiterhin „ohne ideologische Bretter vor dem Kopf“ den Kraftstoffverbrauch zu senken und Autos noch umweltfreundlicher und sicherer zu machen. Im Hinblick auf den VW–Abgasskandal meinte Matthias Wissmann, dass „unethisches Verhalten nie akzeptabel ist“. Wissmann – seit 2007 auch Vizepräsident des Bundesverbandes der deutschen Industrie (BDI) – warnte auch vor der mitunter um sich greifenden „deutschen Lethargie“. Er würdigte die bislang gezeigte Innovationskraft der deutschen Industrie sowie die Ingenieurs- und Entwicklungskunst hiesiger Unternehmen im Verbund mit Universitäten und anderen Hochschulen. Alleine das Investment der deutschen Automobilindustrie in Höhe von 34 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung sei ein klares Zeichen, dass man die internationalen Herausforderungen annehme. „Denn im 21. Jahrhundert besiegen nicht die Großen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen“, erklärte der Redner und sprach auch Themen der weiteren Elektrifizierung und der Vernetzung im Mobilitätsbereich an. Letztlich gehe es darum, das Auto als einen Teil im Gesamtsystem der Verkehrsinfrastruktur zu begreifen. Längst sei nicht mehr nur mechanische Kompetenz gefragt, sondern auch die stärkere Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auf dem Gebiet der digitalen Vernetzung, um potentiellen Mitbewerbern wie Google, Apple und Co. standhalten zu können.
Auf äußerst unterhaltsame Weise umriss Dr. Rolf Bulander, verantwortlich für die zentrale Funktion Qualität, sowie die Geschäftsbereiche Gasoline Systems, Diesel Systems, Electrical Drives und Starter Motors and Generators als Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH das Thema „Die Zukunft der Elektromobilität“. Dr. Bulander erläuterte, auf welchen Gebieten hinsichtlich elektronischer Fahrunterstützungssysteme ebenso wie dem autonomen Fahren von Automobilen die Robert Bosch GmbH seit langem zukunftsorientiert forscht und konsequent fortentwickelt. Bei 205.000 Mitarbeitern und 50 Milliarden Jahresumsatz im Jahr 2015 investiert der Konzern an 60 Forschungs- und Entwicklungsstandorten weltweit jährlich rund 40 Millionen Euro. Es gelte, so Bulander, bei der Mobilität den Spagat zwischen gesetzlichen Anforderungen, dem Käufer- und Nutzeranspruch, sowie den ökologischen und ökonomischen Herausforderungen im Sinne der Nachhaltigkeit Rechnung zu tragen. Bulander zeigte die globalen Megatrends auf, welche als Treiber den Forschungs- und Entwicklungsbereich und gerade auch den Bereich E-Mobility maßgeblich beeinflussen. Dazu gehören die weltweite demographische Entwicklung und Urbanisierung, da über die Hälfte der Menschheit bereits in Großstädten lebt und der Trend weiter zunimmt. Hinzu kommen nach Bulander die Herausforderungen Energie- und Klimaschutz, sowie die digitale Vernetzung von Systemen (Conectivity). Bis 2020 wird mit über 30 Milliarden vernetzter Objekte gerechnet. Anhand von anschaulichen Beispielen zu „selbstfahrenden“ Trucks in den USA als auch einem Film über eine Bosch-Realerprobung zeigte Bulander auf wie computergesteuertes, autonomes Fahren aussehen kann. Unter dem Stichwort Verkehrssicherheit ließ der Redner manche Zweifel bei den Gästen und deren Beurteilung computergestützter Fahrzeugsteuerungssysteme schwinden. Bulander: „Automatisiertes Fahren ermöglicht künftig 70 Prozent der Unfälle zu verhindern.“ Umweltvorsorge und Klimaschutz und die damit verbundene CO2-Reduktion bzw. Vermeidung lassen sich seines Erachtens alleine mit E-Mobilität nicht realisieren. Hier müssen viele andere Bereiche – gerade auch in den privaten Haushalten, in der Energieversorgungsfrage der urbanen Räume, sowie an vielen Stellen der Industrie – ganzheitliche, vernetzte Lösungen ergeben.
Es kennzeichnet das Format der ideas & more GmbH Veranstaltungsreihe „Wirtschaft. Werte. Wohlstand“, dass die Redner im Anschluss auch für persönliche Gespräche zur Verfügung stehen. Dies nutzten die Gäste aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und den verschiedenen gesellschaftlichen Verbänden bei schwäbischen Köstlichkeiten aus der WAC-Küche gerne.